Qualitätssicherung, Qualitätsentwicklung, Qualitätsmanagement

Petra Kolip

(letzte Aktualisierung am 04.04.2022)

Zitierhinweis: Kolip, P. (2022). Qualitätssicherung, Qualitätsentwicklung, Qualitätsmanagement. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden.

https://doi.org/10.17623/BZGA:Q4-i100-2.0

Zusammenfassung

Qualitätsmanagement ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass gesundheitliche Problembereiche wirkungsvoll bearbeitet werden. Eine gute Planungsqualität einschließlich einer klaren Zielformulierung ist hierfür eine zentrale Grundlage, ebenso wie die Auswahl evidenzbasierter Interventionen und die reflektierte Umsetzung. Evaluationsstudien, die Bezug nehmen auf die wirkungsbezogenen Ziele, geben Auskunft darüber, ob die intendierten Wirkungen erzielt wurden. Mittlerweile stehen zahlreiche Instrumente und Verfahren zur Verfügung, mit denen die Planungs-, Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität maßgeblich verbessert werden können.

Schlagworte

Evaluation, Wirkung, Qualitätssicherung, Qualitätsentwicklung, Qualitätsmanagement


Qualitätsmanagement hat sich in der Gesundheitsförderung mittlerweile gut etabliert. Neben trägerspezifischen Qualitätsmanagementsystemen, die in Settings wie Kita oder Senioreneinrichtung greifen, wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Instrumente und Verfahren entwickelt, mit denen sich die Qualität in Projekten und Programmen verbessern lässt. Im Folgenden werden zunächst die zentralen Begriffe geklärt, ehe − anknüpfend an den Public Health Action Cycle (Public Health Action Cycle/Gesundheitspolitischer Aktionszyklus) − Qualitätsdimensionen benannt werden. Abschließend werden Plattformen und Publikationen benannt, die Instrumente und Verfahren beschreiben, die zur Verbesserung der Qualität beitragen können.

Begriffsklärung im Kontext Gesundheitsförderung

Verfahren wie Qualitätssicherung, Qualitätsentwicklung und Qualitätsmanagement sind im Kontext industrieller Produktion entstanden. Ihr Ziel ist es vor allem, technisch erforderliche (Mindest-)Anforderungen von Produkten und Dienstleistungen sicherzustellen bzw. sich durch ständig verbesserte Produkteigenschaften Vorteile im Wettbewerb gegenüber der Konkurrenz zu verschaffen. In der Gesundheitsförderung ist Qualitätsmanagement eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Interventionen eine Wirkung entfalten. Die Begriffe Qualitätssicherung, Qualitätsentwicklung, Qualitätsmanagement und der allen gemeinsame Begriffsteil Qualität lassen sich kontextübergreifend folgendermaßen charakterisieren:

Der Begriff Qualität wird zumeist mit Bezug auf die für das Qualitätsmanagement zentrale Norm DIN EN ISO 9000:2015-11 (Deutsches Institut für Normung e. V. 2015) definiert, wonach Qualität der Grad ist, in dem ein Satz inhärenter Merkmale eines Objekts (also eines Angebotes oder einer Institution) Anforderungen erfüllt. Die Merkmale müssen zuvor definiert und operationalisiert sein. Im Fokus steht also das Erreichen zuvor definierter und operationalisierter Ziele. Im Gesundheitswesen geht es in der Regel um das übergeordnete Ziel des Erhalts oder der Verbesserung von Gesundheit, in der Gesundheitsförderung darüber hinaus um die Reduktion gesundheitlicher Ungleichheit (Gesundheitliche Ungleichheit und Gesundheit/Krankheit). Die in der Gesundheitsförderung etablierten Qualitätsdimensionen füllen den abstrakten Qualitätsbegriff mit Leben.

Während Qualitätssicherung darauf abzielt, einen bereits bestehenden Qualitätsstandard zu erhalten, hat Qualitätsentwicklung die kontinuierliche und systematische Reflexion von Strukturen, Prozessen und Ergebnissen zum Ziel (Kolip, Ackermann, Ruckstuhl & Studer 2019). Im Fokus können hier Projekte oder Programme, Dienstleistungen und auch die Organisation selbst stehen. Qualitätsmanagement schließlich ist der übergeordnete Begriff, der sowohl Qualitätssicherungs- als auch Qualitätsentwicklungsaktivitäten auf Managementebene umfasst (ebd.).

Qualitätsdimensionen in Prävention und Gesundheitsförderung

Die genannten Begriffe lassen sich mit Bezug auf die vier Qualitätsdimensionen Planung, Struktur, Prozess und Ergebnis inhaltlich präzisieren (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 2001). Als Rahmenmodell für die Entwicklung von Interventionen hat sich in der Praxis der Gesundheitsförderung der Public Health Action Cycle (Public Health Action Cycle/Gesundheitspolitischer Aktionszyklus) etabliert, der auch als Referenz für die Qualitätsdimensionen hilfreich ist (Abbildung 1).

Die Planungsqualität bezieht sich auf die beiden ersten Phasen im Public Health Action Cycle (Public Health Action Cycle/Gesundheitspolitischer Aktionszyklus), die Problemanalyse und die Strategieformulierung. Hier wird danach gefragt, ob Bedarf und Bedürfnisse ermittelt, wissenschaftliche Grundlagen aufbereitet, Vorerfahrungen aus anderen Projekten einbezogen und Ziele wie Zielgruppen präzise definiert wurden (Kolip 2019; Kurz & Kubek 2021). Auch die theoriegestützte Interventionsplanung und die Auswahl evidenzbasierter Maßnahmen (Trojan & Kolip 2020) sind Teil der Planungsqualität.

Die Strukturqualität bezieht sich auf die organisatorischen und institutionellen Voraussetzungen und schließt z. B. die Qualifikation des Personals ein. Je komplexer das Setting und je vielfältiger die Gruppe der Beteiligten, desto wichtiger ist dieser Aspekt. Die Strukturqualität muss vor der Umsetzung (Phase 3) gesichert sein, um die Qualität der Implementierung (Prozessqualität) sicherzustellen.

Die Ergebnisqualität bezieht sich auf die letzte Phase im Public Health Action Cycle. Sie ist eng mit dem Begriff der Ergebnisevaluation verknüpft und hat im Kern die Beantwortung der Frage zum Ziel, ob die am Ende der Problemanalyse definierten Ziele erreicht wurden (ggf. zu welchem Grad und bei welchen Subgruppen).

Instrumente und Verfahren der Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung

In der Gesundheitsförderung und Prävention wurde in den letzten Jahren eine Fülle von Instrumenten und Verfahren entwickelt, die Einrichtungen und Organisationen bei Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung unterstützen können. Diese analysieren und bewerten die Leistungsfähigkeit der gesundheitsbezogenen Interventionsaktivitäten (Projekte, Programme, Kampagnen etc.) und geben Hinweise, wie sie verbessert werden können. Sie variieren in ihrem Anspruch und ihrer Reichweite, beziehen sich z. B. auf einzelne Handlungsphasen des Interventionszyklus (wie die Planung und/oder die Evaluation) oder zielen darauf ab, den gesamten Prozess zu begleiten und dessen Wirksamkeit zu optimieren.

Darüber hinaus entstanden settingspezifische Verfahren, die die Integration von Gesundheitsförderung in das Handeln von Institutionen (Kitas, Schulen, Betriebe, Sportvereine etc.), Stadtteilen oder ganzer Gemeinden anstreben, den Grad und die Güte der Umsetzung prüfen, bewerten und bescheinigen.

Mittlerweile liegen auch einige Überblicksarbeiten und Internetplattformen vor, die die vorhandenen Instrumente und Verfahren gebündelt präsentieren, um Praktikern und Praktikerinnen zu ermöglichen, die für ihre Interessen passenden Unterstützungsangebote zu identifizieren. In der weiterführenden Literatur und den Internetquellen werden die wichtigsten Übersichten genannt.

Literatur:

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Hrsg.) (2001). Qualitätsmanagement in Gesundheitsförderung und Prävention. Grundsätze, Methoden und Anforderungen. Forschung und Praxis der Gesundheitsförderung, Band 15. Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Zugriff am 04.04.2022 unter https://sa3395238cd6137fe.jimcontent.com/download/version/1570196577/module/13816659427/name/Qualita%CC%88tsmanagement%20in%20gesundheitsfo%CC%88rderung%20und%20Pra%CC%88vention.pdf.

Deutsches Institut für Normung e. V. (2015). DIN EN ISO 9000:2015-11: Qualitätsmanagementsysteme − Grundlagen und Begriffe.

Kolip, P. (2019). Praxishandbuch Qualitätsentwicklung und Evaluation in der Gesundheitsförderung. Weinheim: Beltz Juventa.

Kolip, P., Ackermann, G., Ruckstuhl, B. & Studer, H. (2019). Gesundheitsförderung mit System. Qualitätsentwicklung in Projekten der Gesundheitsförderung und Prävention. Bern: Hogrefe.

Kurz, B. & Kubek, B. (2021). Kursbuch Wirkung. 6., überarbeitete Auflage. Berlin: PHINEO.

Trojan, A. & Kolip, P. (2020). Evidenzbasierung in der Prävention und Gesundheitsförderung. In M. Tiemann & M. Mohokum (Hrsg.). Prävention und Gesundheitsförderung. Springer Reference Pflege – Therapie – Gesundheit. Berlin: Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-662-55793-8_122-1.

Weiterführende Quellen:

Tempel, N., Bödeker, M., Reker, N., Schaefer, I., Klärs, G. & Kolip, P. (2013). Qualitätssicherung von Projekten zur Gesundheitsförderung in Settings. Forschung und Praxis der Gesundheitsförderung, Band 42. Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Zugriff am 04.04.2022 unter https://shop.bzga.de/band-42-qualitaetssicherung-von-projekten-zur-gesundheitsfoerderung-i-60640042.

Internetadressen:

Gesundheitsförderung Schweiz, Qualitätssystem quint-essenz mit zahlreichen Tools: www.quint-essenz.ch

Instrumente zur Verbesserung von Planungs-, Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität: www.gesundheitsfoerderung-qualitaet.info/pages/praxisbuch

Leitfaden Selbstevaluation, Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen (LZG.NRW): www.lzg.nrw.de/ges_foerd/qualitaet/leitfaden_selbstevaluation/index.html

Verweise:

Public Health Action Cycle / Gesundheitspolitischer Aktionszyklus, Soziale Ungleichheit und Gesundheit/Krankheit